Anke Sterneborg über die Arbeiten von Paul Mooney
Begrenzen und Bändigen. Ordnen und Eindämmen: Statt den Aquarellfarben ihren freien lauf zu lassen, setzt Paul Mooney ihnen Grenzen. Die Farbfeldmalerei, die sonst eher in schwerem Öl und dichtem Acryl pastos aufgetragen wird, kommt hier in leichtem, luftigem Aquarell daher. Die Farben, die danach drängen, sich auszubreiten, zu zerfließen, ineinander zu laufen, werden in einer ausgeklügelten Strategie der Überlistung in klare Formen gefasst, geometrisch konstruiert architektonisch geordnet. Die mit dem Bleistift gezogenen Linien sind das Gerüst innerhalb dessen sich die Farben dann um so freier entfalten können, in vielen dünnen Schichten verwandter Töne, die sich mal zu feinen Nebeln verdichten, dann wieder wolkengleiche Farbseen bilden. Statt nass in nass zu arbeiten, lässt er die einzelnen Schichten und Flächen trocknen, bevor er weiterarbeitet, um sie auf diese Weise langsam wie geologische Formationen aufzubauen. So wie er das Ausbreiten der Farben verhindert, treibt er auch der Aquarelltechnik ihre lichte Transparenz aus. Indem er Schicht auf Schicht legt, erzielt er satte Farben, die das licht absorbieren wie dicke Vorhänge, es nun verhalten durchscheinen lassen, wie beschlagenes Glas an einem Wolkentag, in ähnlicher Weise wie Edward Hopper in seinen amerikanischen Städteansichten. Ein feines Netz von Widersprüchen durchzieht diese Bilder, hält sie zwischen formalen Kontrasten und farblichen Harmonien, zwischen kühler Konstruktion und warmer Sinnlichkeit, aber auch zwischen Hell und Dunkel hintergründig in Spannung.
Ein befreundeter Künstler hat sie einmal mit architektonischen Grundrissen verglichen, in denen dann Quadrat und Rechteck ähnlich wie Tisch und Bett ihnen Platz zugleich gegen- und miteinander behaupten würden. Jedes Bild wäre da ein in sich geschlossenen Raum, der im Innern von Spannungen durchzogen ist, nur ganz selten erlaubt sich der Künstler Spiegelungen und Symmetrien. So sind diese Bilder auch eine Weitenentwicklung von den "Berlin Windows", der letzten größeren Ausstellung, eine neue, leicht veränderte Perspektive im städtischen Raum.
Dazu passt die Art des Arbeitens, nicht gegen die Wand, an einen Staffelei, sondern unten Deckenlicht auf einem Tisch. Auch sonst hat der künstlerische Prozess durchaus Ähnlichkeiten mit architektonischer Konstruktion: So legt Mooney ihre Komposition in einer Entwurfszeichnung fest, bevor en sie in größerem Maßstab auf den Malgrund, 500 gr. schweres Papier, überträgt um dann den Kopf umso freier zu haben für die farbliche Gestaltung. Dabei hat er sich im laufe der Jahre immer weiter vom abstrakten Expressionismus seiner Lehrzeit entfernt, bat die dynamischen Wogen stetig geglättet, nur um dann auf subversive Weise mit den von ihm verehrten Minimalisten in den Clinch zu gehen. Nahmen die früheren, häufig kleinformatigen Aquarelle die erdigen Braun-, Grün-, Rottöne seiner irischen Heimat auf, so änderte sich die Palette unten dem Einfluss des Berliner Grossstadtlebens, wurde sachlicher herber, bisweilen auch knalliger. Nun, da den Künstler aus der Stadt ins oberbayerische Land gezogen ist, wird sich zeigen müssen, welche langfristige Wirkung die neue, innere Ruhe auf die Arbeiten haben wird. Leicht wird es Paul Mooney den emotionalen Stimmungen und der geografischen Atmosphäre nicht machen, sich gegen den kühlen Minimalismus durchzusetzen, denn zielstrebig löst er seine Arbeiten, aus dem Alltag heraus, filtert Erlebnisse, Erfahrungen Stimmungen aus ihnen heraus, um auf diese Weise eine durchaus meditative Qualität zu destillieren.